Product Carbon Footprint

Der weltweite Ruf nach umweltfreundlichen Produktionsmethoden ist mittlerweile unüberhörbar. Die Hersteller - egal ob internationale Großkonzerne oder mittelständische Unternehmen - sind gefordert, solche Produktionstechnologien einzuführen, dauerhaft zu nutzen und dies auch gegenüber der Öffentlichkeit nachzuweisen. Daraus ergeben sich auch zahlreiche Anforderungen an die internationalen Normungsorganisationen wie IEC oder ISO, diesen Entwicklungen durch geeignete Normen und darauf basierende Konformitätsbewertungsverfahren Rechnung zu tragen.

Eine bekannte Kategorie in diesem Zusammenhang ist der Product Carbon Footprint. Dieser beschreibt die Gesamtbilanz aller Treibhausgasemissionen über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes.

Bei der Ermittlung der Treibhausgasbilanz ist der gesamte Lebenszyklus zu berücksichtigen, der sich aus den folgenden Teilschritten zusammensetzt:

• Herstellung, Gewinnung, Verarbeitung, Lagerung und Transport von Rohstoffen und Vorprodukten
• Herstellung, Lagerung, Transport und Vertrieb der hergestellten Produkte
• ihre Verwendung und Nachnutzung sowie
• Entsorgung und Recycling am Ende des Lebenszyklus.

Treibhausgasbilanzen werden in zunehmendem Maße von Industrieunternehmen erstellt. Zurzeit ist dies noch weitgehend freiwillig, aber es ist absehbar, dass es in Zukunft auch gesetzliche Vorgaben dazu geben wird.

Wenn im Unternehmen buchhalterische Verfahren eingesetzt werden, um z.B. die Kohlendioxid-Bilanz zu erstellen, geschieht dies im Rahmen der Kohlendioxid-Bilanzierung. Der so genannte Carbon Footprint enthält dann als Kennzahl die Gesamtemissionen dieses Klimagases über ein Geschäftsjahr. Die Berechnung des Kohlenstoff-Fußabdrucks einer Branche, eines Produkts oder einer Dienstleistung ist eine komplexe Aufgabe. Ein in der Industrie verwendetes Instrument zur Messung des Carbon Footprint ist die Lebenszyklusanalyse (LCA). Die internationale Normungsorganisation ISO hat bereits 2006 die entsprechende ISO-Norm 14040 herausgegeben, die den Rahmen für die Durchführung einer LCA-Studie festlegt. Die Normenfamilie ISO 14060 enthält darüber hinaus detaillierte und spezifische Anforderungen an die Quantifizierung, Überwachung, Berichterstattung und Validierung bzw. Verifizierung von Treibhausgasemissionen sowie an Möglichkeiten, diese zu vermeiden oder sicher zu beseitigen.

Auf der Grundlage der langjährigen engen Zusammenarbeit zwischen den internationalen Normungsorganisationen ISO und IEC wurden in jüngster Zeit erhebliche Fortschritte bei der Entwicklung eines Konformitätsbewertungsprogramms für die Elektroindustrie erzielt, das sicherlich auch in anderen Industriezweigen eingesetzt werden kann: der International IECQ Product Carbon Footprint Verification Service.

• Der Product Carbon Footprint Verification Service wird als Teil des IECQ Approved Process Scheme betrieben, da es sich um den Prozess einer Organisation handelt, um zu einem Carbon Footprint Wert zu gelangen, der als konform mit ISO 14067 verifiziert wird, und nicht um den tatsächlichen Wert, der angegeben wird.
• Es handelt sich um einen Verifizierungsdienst und nicht um ein vollständiges Zertifizierungssystem, das in Übereinstimmung mit den allgemeinen Anforderungen an ein Verifizierungs- und Validierungssystem gemäß ISO/IEC 17029 betrieben wird.
• IECQ-zugelassene Zertifizierungsstellen werden eine "Internationale IECQ-Verifizierungserklärung" als Zertifikat anbieten, das in das IECQ-Online-Zertifikatssystem aufgenommen wird, was bedeutet, dass diese IECQ-Verifizierungserklärungen der Öffentlichkeit zur Überprüfung frei zugänglich sein werden.
• Der erwartete Bewertungsprozess, den die IECQ-Zertifizierungsstellen bei der Ausstellung der IECQ-Verifizierungserklärungen durchführen werden, besteht darin, dass sie den Prozess bewerten, der verwendet wurde, um festzustellen, ob die Organisation die ISO 14067 befolgt hat, um zu ihrem Product Carbon Footprint Claim zu gelangen.  Es wird erwartet, dass der größte Teil, wenn nicht sogar die gesamte Bewertung ohne einen Besuch vor Ort durchgeführt werden kann, vorausgesetzt, alle Informationen und der Zugang zu den wichtigsten Mitarbeitern werden dem IECQ CB zugänglich gemacht. 
• Sobald die IECQ-Prüfbescheinigung ausgestellt ist, ist keine jährliche Überwachung mehr erforderlich, da sich die IECQ-Prüfbescheinigung auf einen bestimmten Anspruch und die zu diesem Zeitpunkt verwendeten Unterlagen und Informationen bezieht.
• Die internationalen IECQ-Prüfbescheinigungen sind für einen Zeitraum von drei Jahren gültig, wobei die Möglichkeit einer erneuten Überprüfung besteht.

Der aktuelle Stand dieses Dienstes ist wie folgt:

• Die ersten Entwürfe, die von der WG14 auf ihrer Sitzung im November 2022 erstellt wurden, wurden an die IECQ-Mitgliedsgremien des Verwaltungsausschusses zur Stellungnahme weitergeleitet.
• Die eingegangenen Kommentare wurden in MC/532/CC zusammengefasst und vom WG14-Convener sowie dem IECQ-Vorsitzenden und -Sekretär geprüft und in die aktualisierten A-Versionen der Dokumente eingearbeitet, die nun zur formellen Genehmigung durch den IECQ-MC zur Veröffentlichung freigegeben werden.  Die Frist für die Abstimmung über die Genehmigung auf dem Schriftweg endet am 6. April 2023.  Nach diesem Datum werden die Dokumente veröffentlicht und der Dienst wird nach der Veröffentlichung aufgenommen.

Hier haben wir ein weiteres schönes Beispiel, das zeigt, wie schnell und flexibel die internationalen Normungs- und Konformitätsbewertungsorganisationen auf aktuelle Anforderungen aus Industrie und Gesellschaft mit pragmatischen Lösungen reagieren können.